NATURSCHUTZ
SCHÜTZEN, WAS UNS AM LEBEN ERHÄLT
Naturschutz, besonders im Amazonasgebiet, muss mehr als „nur“ Schutz von Fauna und Flora sein. Naturschutz bedeutet „Schutz des Lebensraumes“. Dazu gehören selbstverständlich die dort lebenden Menschen, die – wie wir alle – Teil der Natur sind.
Die indigenen Völker Ecuadors hatten das Glück, vom Staat große Teile ihrer traditionellen Siedlungsgebiete mit Landtitel zum Eigentum zu bekommen. Diesbezüglich ist die Situation der Indianer in anderen lateinamerikanischen Ländern deutlich schlechter bis verheerend.
Doch obwohl die Territorien der Amazonas-Völker Ecuadors rechtlich in Ausmaß und Bestand als gesichert gelten, heißt die Realität eher Ausbeutung und Vernichtung durch internationale und nationale wirtschaftliche Interessen. Auch die Indigene selbst, die noch keine Alternative zu ihrer zerstörten traditionellen Lebensweise kennen, berauben sich ihrer letzten natürlichen Ressourcen und suchen ihr Heil in der Anbindung an das Straßennetz, das ihnen dann den völligen Garaus macht.
Dieser unglückseligen Tendenz gilt es entgegen zu halten! Die Maßnahmen sind Aufklärung, Ausbildung und Unterstützung aller Aktivitäten zum Schutz der Waldvölker, ihres Lebensraumes und damit zur Erhaltung unseres letzten großen Regenwaldes, den wir als Menschheit haben.
Der Lebensraum der Waldindianer bedeutet Leben für uns alle!
© Helma Strobel
Warum ist der Urwald in der Amazonasregion Ecuadors besonders wertvoll?
Durch kältere Temperaturen und Trockenheit während der letzten Eiszeit verwandelte sich der tropische Regenwald Südamerikas weitgehend in eine Savanne. Der einstige Urwald überlebte nur in einzelnen Rückzugsgebieten, die wie Inseln über die nördliche Hälfte des Subkontinents verstreut lagen, siehe Landkarte.
So wurde einerseits die Besiedelung Südamerikas über Land möglich (vor 15000 bis 25000 Jahren), andererseits erhielt die Natur auf besonders nachhaltige Weise Teile eines zigmillionen Jahre alten Ökosystems. Mit zunehmend wärmerem und feuchterem Klima schlossen sich die Waldinseln zum größten tropischen Regenwald der Gegenwart.
Ecuador hat Anteil an zwei dieser Urwaldregionen, die die letzte Eiszeit überlebten. Sie zählen weltweit zu den tropischen Regenwaldgebieten mit der größten Artenvielfalt: Der Choco an der Pazifikküste Kolumbiens reicht bis in den Norden Ecuadors und bildet dort den letzten Regenwald in der Provinz Esmeraldas.
Die Urwaldinsel Napo ist Kern des heutigen Regenwaldgebiets in der Amazonasregion Ecuadors und in den angrenzenden Ländern Kolumbien und Peru. Die einmalige Artenvielfalt wurde zudem durch die geographische Lage am Fuße der Andenkette positiv beeinflusst. Dieses Naturerbe der Menschheit ist in größter Gefahr! Der Choco ist schon weitgehend zerstört, und die Regierungen von Ecuador, Kolumbien und Peru betreiben Strategien, die schon in den nächsten zwanzig Jahren zur sicheren Vernichtung des Primärwaldes aus dem „Napo-Erbe“ führen werden.
© Barbara Dombrowski
© Markus Heinsdorff
© Pete Oxford
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© Pete Oxford
© Dieter Menzel
© Pete Oxford
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Die Maßnahmen im Einzelnen
Umwelterziehung
„Da es der Mensch ist, der die Natur zerstört, muss bei den Menschen angesetzt werden, um die Natur zu schützen“. Alle in der Familie lernen, wie wichtig es ist, die Natur intakt zu halten und in gesunder Umwelt zu leben – auch im tiefsten Urwald! AMAZONICA integriert entsprechende Orientierung in den Unterricht der Grundschulen, in den Kulturunterricht und in die Gemeindeentwicklung durch die Ausbildung in ökologischen Entsorgungsmaßnahmen. Ökologische Arbeitsmethoden, besonders in der Landwirtschaft, und der Einsatz erneuerbarer Energien tragen ebenfalls zu verstärktem Umweltbewusstsein bei.
Da der Wildbestand und andere natürliche Ressourcen zur Ernährung stetig abnehmen, spüren die Waldindianer die Notwendigkeit, etwas zu verändern – ohne zu wissen, was und wie.
Zwei Beispiele für die Maßnahmen von AMAZONICA: Die erfahrenen alten Jäger erarbeiten zurzeit einen Jagdkalender, um bedrohte Arten und optimale Schonzeiten zu analysieren und festzuhalten. Parallel dazu gehen die ABC-Schützen auf Mülljagd: mit Spießen und Körben reinigen sie das Dorf, die Flussufer und die Wege im Umkreis.
Umweltmanagement
Noch lieber würden wir „Mitweltmanagement“ sagen, weil jeder von uns Teil seiner Umwelt ist und sich ihr nicht entziehen kann. „Umweltmanagement“ ist ein Studienfach an ecuadorianischen Universitäten. AMAZONICA finanziert die Stipendien für junge Achuar und Shuar, die in Zukunft wichtige Maßstäbe in ihren Territorien setzen und die Familien entsprechend ausbilden werden. Einen bezahlten Job können sie an der AMAZONICA-Akademie und im Tourismus bekommen.
Schon jetzt wurden die ersten Fremdenführer ausgebildet. Sie begleiten die Besucher im Wald nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern vor allem, um die Besonderheiten des tropischen Regenwalds zu erklären und Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit zu helfen.
Diese Berufe haben nur Zukunft, wenn die Umwelt intakt ist. Somit wird jeder ausgebildete Waldindianer schon im eigenen Interesse zum Umweltschützer.
Aufforstung
Mitten im Wald? Ja, und zwar Aufforstung früherer Waldschäden, siehe auch PROJEKTE, „Die frühere Lebensweise“. Es ist leider eine Tatsache, dass durch fehlgeschlagene Projekte der Missionen und der Regierungen, durch Ölförderung, Holzwirtschaft und Straßenbau in vielen Regionen Auslichtung und Kahlschlag stattgefunden haben und verstärkt stattfinden. Diese Flächen müssen aufgeforstet werden!
Im Rahmen der Projekte von AMAZONICA wird in Auslichtungen und im Sekundärwald mit Edelhölzern aufgeforstet. Auf den kahlen ehemaligen Rinderweiden werden Nutzhölzer und andere Nutzpflanzen angesiedelt, um für den eigenen Bedarf der Gemeinden nicht weiter in den Primärwald vordringen zu müssen.
Naturschutzgebiete
Schutzwürdige Regionen zu Naturschutzgebieten, Nationalparks und Ähnlichem zu erklären, ist im Prinzip gut. Bloß, in der Praxis nützt das alles nichts, solange sich niemand an die Regeln hält und niemand da ist, die Einhaltung der Schutzmaßnahmen zu überwachen! Es hilft nichts, wenn Multimilliardäre halb Amazonien aufkaufen, solange sie ihre Naturschätze nicht bewachen können. Und sie können das nicht! Einerseits haben sie die Regierungen der betroffenen Länder und regionale wirtschaftliche Interessen zum Feind, andererseits sind immense unwegsame und unbekannte Waldgebiete durch keine bezahlte Rangertruppe der Welt zu schützen.
Die einzigen möglichen Waldhüter vor Ort sind die ansässigen Waldindianer. Sie sind die natürlichen, weil geborenen Hüter ihres Waldes im eigenen Interesse und im Interesse von uns und den folgenden Generationen. Unter den heutigen Gegebenheiten müssen aber auch sie für diese Aufgabe ausgebildet werden. Für AMAZONICA ist das eine selbstverständliche Aufgabe.
Für ein funktionierendes Naturschutzgebiet in der Amazonasregion braucht man also mehrere Akteure, eine Lobby: Die Institutionen, die ein Gebiet unter Naturschutz stellen und weiterhin überwachend begleiten, die Waldbewohner, die es von innen bewachen, und die aufgeklärte und interessierte Weltöffentlichkeit als Partner für die Menschen, die sich um „unseren Naturschutz“ bemühen.
Die Achuar in der Provinz Pastaza sind bereit, ihre wertvollsten, noch intakten Urwaldgebiete selbst zu Reservaten zu erklären, nicht mehr zu bejagen und vor fremdem Zugriff zu bewahren. AMAZONICA unterstützt sie dabei.
AMAZONICA auf