Maschas Bericht aus Ecuador
15. NOVEMBER 2021
PRESSEMITTEILUNGEN
Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
jeder kennt den Ketchupflaschen-Effekt: erst nichts, dann alles auf einmal.
Das gibt es auch hier in Puyo und im tiefsten Wald (Puyo ist die Provinzhauptstadt von Pastaza und Sitz unseres Büros).
Mit Kashap, dem neuen Achuar-Dorf in unserem Netz, knüpften wir vor drei Jahren die ersten zarten Kontakte, dann pandemisch nichts und jetzt überschlagen sich die Aktivitäten. Jeder drängt.
Mir ist es ja lieber so. Muss nur alles kanalisieren.
Ich berichte der Reihe nach; aaaalso:
1) In fast jedem neuen Dorf beginnt die Zusammenarbeit mit Hühnerhaltung. Das geht schnell, kostet nicht viel, und alle sind glücklich.
Genügend Hühner verringern das Jagen von Wildgeflügel und garantieren die Verpflegung zukünftiger Touristen.
Außerdem üben wir organisierte Projektarbeit an einem einfachen Beispiel: Bäume fällen (machen die Leute in Kashap mit der Axt) – gerade Bretter und Pfosten sägen (konnten sie noch nicht, bisher keine Motorsäge) – einen ordentlichen Hühnerstall bauen (erstmalig. Gesamt 5 Ställe) – Mais und Reis anpflanzen (als Futter für Hühner und Menschen) …
Wir haben mit Hilfe von erfahrenen Achuar und Shuar aus Sharamentsa und Yuwints (Agustín Tentets und Galo Chuin) 70 % geschafft. Die Oma aller Kashaps bekam den ersten Stall.
Dieses Projekt unterstützt finanziell unsere schweizer Partnerorganisation „Green Boots“. Gesamtkosten: ca. € 5.000
2) Das Wichtigste bei jedem Entwicklungsprozess ist die Trinkwasserversorgung, auch weil damit alle anderen Hygienethemen einhergehen.
Ich habe bereits 10 Tage Unterricht in „Sauberkeit und Ordnung“ gegeben – von den eigenen Händen, übers Haus bis zur Umgebung. Sie wissen jetzt, was Bakterien sind!
Das ist hart für die Achuar, aber sie bekommen keinen der ersehnten Kochkurse, wenn wir nicht vorher waschen und putzen geübt haben.
Zum selben Thema gehören Regale für alle Häuser, damit der Boden im Haus nicht länger ein Mosaik aus Klamotten, Essensresten, Geschirr, Werkzeug, Medikamenten, Batterien, Babykacke, Hundescheiße, Cucarachas etc. ist. „Kashap wird eine Etage höher leben“. Die Idee kommt an wie ein Gütesiegel.
Das Holz für die Regale wird soeben gesägt.
Ergänzend zum gesamten Komplex: Müllentsorgung! Unser flussauf, flussab schon berühmtes „Ramadama“ mit Mülltrennung und Recycling.
Nächste Woche übe ich mit den Schulkindern, wobei der hoffnungslose Lehrer eigentlich 24 Stunden nachsitzen müsste.
Und die wunderbaren Kompost- oder Trocken-Trenn-Toiletten. Jedes Wohnhaus bekommt eine, die Schule und das Gemeindehaus. Die Achuar wissen schon von „ihrem Glück“, sind aber noch skeptisch ob so großer Modernität.
Diese Toiletten werden nach den Hühnerställen gebaut.
Angesichts der weltweiten Wasserknappheit sprechen jetzt schon die Wissenschaftler darüber, auch unsere Städte mit Trockentoiletten zu versorgen.
Wir installieren die im Wald seit über 20 Jahren!
AMAZONICA war immer der Zeit voraus.
Zur Trinkwasserversorgung braucht man Wasser, und zwar sauberes. Nun liegt Kashap völlig alleine im jungfräulichen, also höchst sauberen Regenwald, aber bei einem so kostspieligen Projekt (ca. € 20.000) will doch Vieles bedacht sein.
INDIO-HILFE und AMAZONICA haben 40 Jahre Erfahrung. Auch in puncto Wasser. Wir suchten eine nahe Quelle oder eine Stelle am Kashap-Fluss, um Wasser abzuleiten und aufzustauen … und wir fanden beides.
Jetzt muss der Ingenieur aus Puyo entscheiden. Er kommt am 20. November zu uns.
Den Löwenanteil an diesem grundlegenden Projekt finanziert die Familienstiftung Pöschl in Landshut „Ecuador Licht und Schatten“.
3) Tourismus: Bei der Wasserversorgung müssen wir die Lage des zukünftigen Touristencamps berücksichtigen. Wir suchten eine attraktive Stelle über dem Fluss und fanden sie flussaufwärts in nur 200 m Entfernung vom Dorf.
Der Waldboden ist eben, 2 m über dem Wasser, Kies und Sand am Strand. Der Fluss hat eine ungefährliche Stromschnelle und eine tiefe Gumpe zum Schwimmen. Von oben Palmwedel, Farne und Lianen – „juchuuu!“
Und das Beste ist die Nachbarschaft: WAANUA, die Höhlenfrau.
Ich entdeckte sie 4 m von meinem Badeplatz entfernt unter der Uferböschung … na ja, nicht sie persönlich sondern ihre Spuren, denn Waanua ist nachtaktiv. Ich fand den Eingang zur Höhle eines Kaimans. Nach Breite der Schleifspuren etwa einen Meter lang. Die tut nichts! Ich habe sie Waanua getauft, und es ist verboten, Waanua zu verspeisen.
Leider wird sie wohl auswandern, wenn wir mit den Bauarbeiten beginnen.
Das war’s für heute. Ich hoffe auf Fortschritte für den nächsten Bericht.
Euch alles Liebe und Gute und kashin, kashin = gute Nacht (genauer: bis morgen)
Herzliche Grüße
AMAZONICA auf